2009-10-01, Gleis 5/Hauptbahnhof Chemnitz (Zug der Freiheit)

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Die Band Solche
Die Band Solche

Gleis 5 auf dem Hauptbahnhof klingt für den einen oder anderen sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig, aber das war wirklich unser Auftrittsort an diesem Tage. Das es dazu kam, lag an einem größeren Projekt, welches im Rahmen des 20. Jahrestages der Ausreise der Prager Botschaftsflüchtlinge stattfand (organisiert vom Verein [kulturaktiv e. V.] in Dresden) und zu dem wir eingeladen waren: dem 'Zug der Freiheit'. Der 'Zug der Freiheit' fuhr 20 Jahre nach dem historischen Ur-Ereignis die Strecke nochmals ab, die die Botschaftsflüchtlinge bei Ihrer Ausreise von Prag nach Hof im Oktober 1989 über DDR-Gebiet nehmen mussten. Neben Prag und Hof hielt der Zug der Freiheit - getreu dem historischen Vorbild - in Dresden, Freiberg, Plauen, Gutenfürst (ehemaliger Grenzübergang) und eben in Chemnitz auf Gleis 5. Auf jeder Station, an der der 'Zug der Freiheit' hielt, gab es größere bis sehr große Events, an der viel interessiertes Publikum teilnahm und in die viele beteiligte Künstler, Journalisten, Politiker und Kulturverantwortliche involviert waren. Das alles kulminierte im vogtländischen Hof, wo ein regelrechtes Stadtfest mit fast 2000 Besuchern stattfand. Leider bildete der ca. 50minütige Halt in Chemnitz in diesem Zusammenhang (nicht das erste Mal?) die eher graue Ausnahme:

Zunächst war festzuhalten, dass sich der Publikumsandrang in Chemnitz - milde gesprochen - in Grenzen hielt, was uns doch sehr schmerzte, angesichts des breiten öffentlichen Interesses, das wir in den anderen Städten wahrnehmen konnten. Selbst in kleineren Städten wie Freiberg oder Plauen und auch in dem kleinen Örtchen Gutenfürst schien das Projekt größere Aufmerksamkeit zu erzeugen. In Chemnitz waren bei der Einfahrt des Zuges geschätzte 100 Interessierte auf dem Bahnsteig, wovon noch zahlreiche exklusiv zu einer Protestaktion des Freien Radiosenders 'radio t' (Aktion gegen die Abschaltung des Senders) gekommen waren. Es gab ein kurze Festansprache, eingebettet vom Auftritt von vier Hornisten der Dresdner Philharmoniker und unserer Performance; danach konnte der ausgeschmückte Zug bestiegen und beschaut werden. Irgendwo zwischen der Bahnsteinkante, den Anschlagstafeln der Bahn und der aktuellen Baustelle auf Gleis 4 spielten wir zwei Sets mit passenden Stücken zur Thematik des Freiheitszuges. Zurück blieb die Traurigkeit darüber, dass es in Chemnitz anscheinend nicht möglich war, mehr Menschen und Stadtoffizielle für diese tolle Projekt zu begeistern. Aber anscheinend muss sich eine Stadt, die sich explizit der Moderne verschreibt, nicht mehr mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Danke an die Interessierten und Dagewesenen. Wir haben das Projekt trotzdem sehr genossen und zudem auf der Fahrt eine Reihe toller Sachen erlebt. Mehr wird es ggf. in einem gesonderten Reisebericht geben.